Wir stehen auf dem Parkplatz der Talstation WTD 52 in Oberjettenberg. Die Seilbahn steht still. Wir sind ganz alleine. Erst am Mittwoch fahren die Gondeln wieder. Hinauf auf die Reiteralpe geht es also nur zu Fuß. Besser gesagt: auf Skiern. Waffen, Ausrüstung und Verpflegung müssen wir alles im Rucksack mitführen. Damit übersteigt das zu tragende Gewicht die geforderten Mindestleistungen des GLA deutlich.
Die Motivation der Teilnehmer ist großartig. Wir sind allesamt guter Dinge. Der Heereshochgebirgsspezialist (HHGS), ebenfalls Reservist, weist uns in die Lage ein und gibt dabei hilfreiche Tipps zu Ausrüstung und Anzug. Möglichst dünn bekleidet sollte jeder sein, um beim Aufstieg nicht zu sehr zu schwitzen.
Die ersten Meter müssen wir noch in den starren Ski-Schuhe über eine zum Waldrand führende Asphaltstraße mit den Skiern auf den Schultern überwinden. Angekommen auf den Waldwegen können wir phasenweise mit Skiern, auf denen Felle aufgezogen sind, gehen.
Das schwere Gepäck und der zunehmend tiefere, jedoch schlecht griffige Schnee macht uns ganz schön zu schaffen. Immer wieder rutschen wir im steilen Aufstieg weg. Das zehrt an den Kräften.
Mit Einbruch der Dunkelheit erreichen wir die Baumgrenze. Jetzt geht es den immer steileren, unbewaldeten Hang in Serpentinen hinauf. Wir sind müde. Immer wieder lassen die Kräfte nach und die ganze Gruppe kommt zum Stillstand. Doch es gibt nur einen Weg und der führt hinauf!
Am Fuße des Schrecksattels legen wir in einer kleinen Höhle eine längere Rast ein. Es liegen bereits neun Stunden Aufstieg hinter uns. Doch erst jetzt kommt der anspruchsvollste Streckenabschnitt: der steile Aufstieg über den Schrecksattel. Der Name kommt nicht von ungefähr. Leider mussten schon so einige Bergleute ihr Leben an dieser kniffligen Stelle lassen.
Der letzte Aufstieg beginnt. Im Sommer ist man lockeren Schrittes in 20 Minuten oben angekommen. Wir jedoch müssen die Skier schultern und uns den Weg mit Schaufeln schaffen. Es ist sehr anstrengend und immer wieder müssen wir mitten im Hang warten. Einige steile Hangabschnitte können wir nur einzeln überwinden. Doch nach einer weiteren Stunde sind wir sicher oben angekommen.
Es folgt noch ein kurzer, ebener Weg, den wir auf Skiern zurücklegen, bevor wir unser Biwak auf dem Truppenübungsplatz auf der Reiteralpe einrichten können.
Die Folgetage verbringen die Soldaten mit weiterführender Ausbildung zur Verschüttetensuche und -rettung sowie Marsch auf Skiern, Skiausbildung und dem Leben im Felde.
von Marco Dittmer